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Briefe an Angelika Kauffmann -
Zeilen in die europäische Vergangenheit
In politisch bewegten Zeiten ist man oft konfrontiert mit Aussagen wie dieser: "Politik geht mich gar nichts an, damit habe ich nichts zu tun."
Manche meinen: Wenn es politisch wird, will ich nicht dabei sein! Mit Kulturthemen stößt man oft ins selbe Horn. Tatsächlich glauben viele Leute, Politik oder Kultur gehe sie nichts an und man kann ohne Berührungspunkte durch das Leben gehen.
Mit diesem Buch möchte ich das Gegenteil beweisen.
Zu diesem Briefwechsel waren alle eingeladen, die sich angesprochen fühlen, in einer verwandten Branche arbeiten oder aufgrund anderer Berührungspunkte gerne schreiben.
Mit diesem Buch wollte ich die persönlichen Biografien der Briefschreiberinnen und Briefschreiber mit der Politik der Europäischen Union verknüpfen. Denn: Politik geht uns alle an! Ebenso wie Kultur. Die Person von Angelika Kauffmann eignete sich perfekt für einen angeregten Briefwechsel mit viel Verbindungen zu den Porgrammen und Institutionen der EU: Sie war zeitlebens viel unterwegs. In Mailand, Parma, Bologna, Florenz, Venedig und Neapel studierte sie die alten Meister. Später wirkte sie in London und Rom.
Das war mir Inspiration, in einem Briefwechsel die Verbindungen zwischen damals und heute herzustellen.
So fragte ich in die Runde: Wärst du bereit, für dieses Projekt ein Experiment zu wagen?
Stell dir vor, du findest in einem verstaubten Dachboden diesen Brief. Adressiert an einen gewissen Johann Joseph und geschrieben vor 217 Jahren.
Was würdest du Angelika Kauffmann in das Jahr 1803 zurückschreiben?
Was hat sich verändert in den letzten 200 Jahren, was hat sich unglaublich verbessert und was wohl könnte sich die Empfängerin des Briefes gar nicht vorstellen?
Um was beneidest du Angelika und wie konntest du dich ganz persönlich - 200 Jahre später - verwirklichen?
39 Antworten bekam ich auf diese Anfrage. Davon:
120 Seiten handgeschriebene Briefe
2 Gedichte
1 Sonette
1 Porträt Zeichnung
1 Acryl-Uhu Zeichnung
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Fragmente aus den Briefen
"(....) I am so grateful and thank God almost every day for the life I have been able to lead. Whenever I enter the church in Schwarzenberg, with your high altar painting depicting the Coronation of Mary and the fresco medallions painted by you, I realize how many blessings I have received in my life. (...)"
H.MK.
"(...) ich kann dir sagen, es sind tolle neue Techniken, die unser Leben revolutioniert haben!
Sie bringen sehr viele Vorteile mit sich, allerdings sollten die Nachteile nicht unterschätzt werden. Es gibt jetzt kleine Computer, die die Leute überall hin mitnehmen und ständig darauf starren.(...)"
I.T.
"(...) Wir Frauen in unserer Zeit sind Mutter, Hausfrauen, Partnerinnen, wir sind erwerbstätig und in unserer Weiblichkeit sexuell präsent. Wir sind sehr emanzipiert und streben nach Gleichberechtigung gegenüber einer Männerdomäne. (...)"
Barbara
"(....) Denn damals, zu meinen Studienzeiten in Innsbruck, als dein Portrait noch auf unserem Hunderter-Schilling -Schein war, hat mir eine Tante aus Bregenz hie und da ein Brieflein geschickt mit der Bemerkung: „anbei ein Bildnis unserer lieben Heimatkünstlerin Angelika Kaufmann.“ (...)"
A. K.K.
"(...) Dein Brief an deinen Vetter war nach gut 220 Jahren nicht mehr zustellbar und ist daher in das zu deinen Ehren errichtete Museum gekommen. Erst jetzt! wunderst du dich, wir wundern uns nicht, denn die Wege der modernen Post sind oft nur wenig schneller als die Postkutsche deiner Zeit. (...)"
Lorena S.
"(...) Liebe Angelika, da habe ich viel über dich erfahren (im Kunstpalast Düsseldorf), weil sie echt fast hundert deiner Bilder aus der Eremitage und dem restlichen Europa, aber vornehmlich von der Royal Academy of Arts in London, zusammengetragen haben, um dich, dein Leben und deine Werke zu würdigen. (...)"
Maria
"(....) Europa hat sich in den letzten vierzig Jahren enorm verändert. Es ist zusammengerückt und Grenzen sind gefallen. Doch ich denke, dass sich viele Menschen noch immer nicht dieses Geschenkes bewusst sind. In den letzten hundert Jahren trieb die Menschheit die Entwicklung, ohne Rücksicht auf Verluste, überdimensional rasch voran. Sensible Menschen blieben dabei oft auf der Strecke. (...)"
Anna M.
"(...) die vielen Portraits die du, als gut vernetzte Geschäftsfrau, in so hoher Anzahl angefertigt hast, wurden großteils von Fotos abgelöst. Nur kurz nach deinem Tod, so um 1815, beschäftigte sich erstmals ein reicher Mann mit Lithografie. Es dauerte noch einige Jahre an Forschung und Tüftelei bis die ersten schwarz-weiß Fotos auf Platten gedruckt wurden. (...)"
V. S.
"(...) viel ist passiert seit ich deinen Brief in der alten, verstaubten Truhe auf dem Dachboden meines Großvaters fand. Auch wärst du doch nur noch am Leben. Heute du wirst es kaum glauben würdest du für eine Reise von Rom in den schönen Bregenzerwald nur noch 9 Stunden brauchen. (...)"
J. F.
"(....) Das Lob „The whole world is angelicamad“ – Die ganze Welt ist verrückt nach Angelika – ist bis heute aktuell. Von London, Dublin, Florenz, Rom bis Neapel, Paris, Warschau und St. Petersburg, Weimar bis Wien wurde „Miss Angel“ bewundert und als „weiblicher Raffael der Kunst“ umschwärmt. (...)"
H.K.
"(...) Mit ausgeklügelten Raten- und Rabatt-Systemen wird vorgegaukelt, dass alles leistbar ist und lockt viele in eine Schuldenfalle, aus der es kaum ein Entkommen gibt. Mit dem gewaltigen Druck steigen psychische Erkrankungen ins Unermessliche und bringen Leid und Unfrieden. (...)"
Hubert S.
"(...) Zur Industrialisierung in großem Stil wurde das entsprechende Kapital benötigt, das die Finanzierung von Maschinen, Fabrikanlagen und Verkehrsinfrastruktur ermöglichte. Es hat sich allmählich ein aus Aktienbanken und Privatbankiers entwickeltes Finanzsystem gebildet.. (...)"
H.K.